Halle/Saale

Es gibt einen kleinen Stellplatz in Halle Giebichenstein, der laut Stellplatzführer 5 Euro Standgebühr pro 24 Stunden kostet, aber immerhin Strom und Wasser anbietet. Natürlich liegt er in einer Umweltzone, wo man mein garantiert feinstaubfreies Umweltmobil trotzdem nicht haben will. Laut Stellplatzführer ist die Zufahrt zum Stellplatz über die Brücke der Kröllwitzer Straße erlaubt, weil man so nur ein kurzes Stück in die Zone fahren muss.

Da die Akkus wirklich nach einer Steckdose lechzten und mein Wassertank inzwischen auch wieder saharaähnliche Zustände aufwies, wagte ich mich notgedrungen in die Stadt. Bloß den Stellplatz nicht verfehlen, sonst wäre ich illegal unterwegs. Brücke, Biegung, Taxistand – ah, da ging es rein. Puh, Glück gehabt.

Die Stellplätze sind ziemlich hangig angelegt. Ich musste lachen beim Gedanken daran, nachts aus dem Bett zu rollen. Eigentlich macht mir etwas Schiefstand nichts aus, gerade dann, wenn es eine Neigung nach hinten ist. Hier war das allerdings so schlimm, dass ich seit langer Zeit mal wieder die Auffahrkeile unter die Hinterräder legte. Schon besser, aber bei Weitem nicht perfekt, es bildete sich nämlich immer noch eine Pfütze im Waschbecken. Egal, für eine Nacht geht’s. Die Steckdose Nr. 1 nahm zwar das Eurostück, lieferte dafür aber keinen Strom. In diesem Moment kam mein Stellplatznachbar und meinte, ich solle nicht die 1 nehmen, die wäre wohl defekt, hätte schon 1 Euro gefressen. Zu spät. Die Nr. 3 funktionierte und ich startete das Laden der Bordakkus und hängte auch gleich noch das CTEK an die Starterbatterien.

Für das Abendgassi packte ich Happys Fuß wieder in die bewährte Socke-Gefrierbeutel-Socke Kombination ein und wir gingen die paar Meter zur Saale runter. Wir folgten der Straße nach links und gingen etwa 1km. Da mussten wir nochmal entlang, aber bei Tageslicht und mit der Kamera bewaffnet!
In dieser Nacht wollte uns dann die Webasto Heizung vergasen, was ich ja schon berichtete.

Am nächsten Tag nahmen wir plangemäß zunächst die gleiche Route. Natürlich auch wieder mit präpariertem Hundefuß, wie gehabt. Dieses Mal nahmen wir die kleine Brücke über den Mühlgraben und waren so an einem Park, der Ziegelwiese. An der Saale weiter, dann links, wieder links, am oberflächengefrorenen Becken der nicht spritzenden Fontäne vorbei. – Echt jetzt, die haben eine offizielle Hundeauslaufwiese? Schon hatte Happy geschnallt, dass es hier nicht nur nach anderen Hunden riecht, sondern dass es die hier auch gibt. So kam es, dass er mit einer rund halbjährigen Jagdhündin und einem kleineren Hund spielte und sein eingepackter Fuß ihn überhaupt nicht mehr störte. Es kamen weitere Hunde dazu und Happy war im 7. Himmel.

Ich unterhielt mich derweil mit dem Besitzer der Jagdhündin. Durch „Gasthund“ kamen wir auf meinen Wohnzustand und Stellplatz zu sprechen. Er war auch schon mit einem VW Bus unterwegs gewesen, wusste also, worum es geht und wo die Vor- und Nachteile liegen. Wo ich denn her käme? Uff, schwierige Frage, aber als meine Heimat sehe ich am Ehesten die Pfalz, dort habe ich einfach die meiste Zeit verbracht und kenne mich dort noch am besten aus. „Vunn wo genau kummschd donn her? Isch bin aus Monnem…“ Hahaha, nein, echt jetzt? Einen Mannheimer treffe ich in Halle an der Saale. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, wo Happy hohl drehte und ich ihn aus dem Rennen nehmen musste. Sein Verband hing regelrecht in Fetzen. Unsere Unterhaltung musste also einen kleinen Endspurt hinlegen. Ob ich duschen und eventuell auch zum Abendessen bleiben wollte? Boah, Dusche wäre mal wieder echt toll! Es war etwa 13:30 Uhr und wir verabredeten uns für 16 Uhr. Nummern getauscht, Adresse bekommen, Abschied von allen Hundemenschen. Ich baute Happy noch den Verband ab und warf die Überreste in den Mülleimer. Heimweg.

Ich hatte jetzt so lange alleine gestanden und freute mich, mal wieder unter Leute zu kommen. Also schrieb ich eine SMS, dass ich noch eine Nacht dranhängen würde und wir so in Ruhe quatschen könnten. Es kam eine SMS zurück, dass es Dampfnudeln mit Erbsensuppe gäbe – mit dem Hinweis, dass es ein Scherz wäre. Och, ich hätte auch exheimatliche Küche gegessen…

Die Fußgängernavigation von Google Maps lotste mich sehr schnell durch Halle. Es waren auch nur 2km, also stand ich nach 20 Minuten vor dem Haus. Nur schade, dass ich die Kamera nicht mit hatte. Ich hatte von Halle nichts erwartet, aber das ist eine echt schöne Stadt! Nur die Hausnummern führten mich jetzt etwas in die Irre. Ich kenne das eigentlich so, dass die geraden Nummern auf der einen und die ungeraden auf der anderen Straßenseite sind und in die gleiche Richtung ansteigen. Hier schien eine Seite fortlaufend durchnummeriert worden zu sein und auf dem Rückweg die andere Seite. Aber ich fand den Eingang doch noch. Ein riesiges Treppenhaus führte durch eine riesige Eingangstür in eine riesige Wohnung. Sehr geile Hütte, eingerichtet wie ein Schloss, dachte ich mehrmals. Jetzt kam ich mir echt wie ein Penner vor. 😀 Das Bad war etwa so groß wie meine frühere Wohnung… Die Dame des Hauses kam etwas später dazu. Wir verbrachten einen echt tollen Abend zusammen, aßen lecker und lachten viel. Tante Googel brachte mich auch wieder problemlos nach Hause. Ich machte noch eine kurze Gassirunde mit Happy, da dessen Fuß nach wie vor super verheilte, dieses Mal wieder ganz ohne Verband.

Am nächsten Tag machten wir mal die andere Seite der Kröllwitzer Brücke unsicher und gingen rechts herum an der Saale entlang. So sah ich etwas mehr von der Burg Giebichenstein. Für echtes Sightseeing war ich aber nicht in Stimmung und wir gingen einfach nur an der Saale weiter. Auf dem Heimweg fuhr dann ein Radfahrer mit einem Affenzahn keine 20cm dicht an mir vorbei. Klar, der Weg war ja auch höchstens 5-6m breit, da kann es schon mal so eng werden. Arschloch! Da war der Moment gekommen, dass ich wieder in menschenärmere Regionen wollte. Ich bin bekennendes Dorfkind.

Auf dem Stellplatz angekommen, machte ich den Wohnraum fahrfertig, sammelte draußen meine ganzen Kabel zusammen und räumte noch etwas im Kofferraum hin und her. Der Motor sprang zunächst sofort an, ging aber gleich wieder aus. Klar, wenn man keine Glühkerzen und keine Flammstartanlage besitzt, hat man es als Dieselmotor bei Kälte schwer. Nach dem dritten leiern sprang der Motor dann doch wieder an und lief auch weiter. Wer so einen Startvorgang nicht kennt, denkt sofort an verschiedene Pannendienste, die in den nächsten Stunden nacheinander anrücken werden. Ich bin da inzwischen tiefenentspannt, ist ja nicht der erste Winter, in dem ich Düdo fahre. Ich fuhr also vorwärts von den Keilen, verstaute sie im Kofferraum und machte mich zur Wasserstation auf. Erst entorgte ich, um anhand der hoffentlich fuktionierenden Spülung festzustellen, ob das Wasser abgestellt war. Doch es sprudelte! Halleluja! Nicht wie bei den letzten verzweifelten Versuchen, in Weimar und Bad Berka Wasser zu holen, mit fertig angeschlossenem Schlauch dann festzustellen, dass das Wasser abgestellt war. Hier konnte ich für 1 Euro den Wassertank und den Kanister füllen, das Entorgen war gratis.

Über die Kröllwitzer Brücke verließ ich die Umweltzone und folgete den Anweisungen des Navis, das mich mit dem Ziel „Frose“ (Seeland / Concordiasee) lotste. Doch ich kam nicht besonders weit, da löste ein Dorf einen unbändigen Parkreiz bei mir aus, dem ich auch nachkam.

2 Gedanken zu „Halle/Saale“

  1. Hallo, du stehst in Salzmünde?
    Die Weiterfahrt über Friedeburg, Zickeritz und Nelben – entlang der Saale – ist sehr schön. In Kloschwitz könnte es einen weiteren Stellplatz geben.

    Gute Fahrt aus Bennstedt!

    1. Moin Siggi! Salzmünde, ganz genau. Morgen (bzw. jetzt schon heute) ziehe ich weiter, da kommt Dein Tip genau richtig, vielen Dank! Die Saale hat mir bisher immer gut gefallen, ich bin gespannt. Viele Grüße!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert