Land unter

Die Halle schwimmt, der über 300m² große Keller steht komplett unter Wasser und diverse kleinere Wasserschäden haben sich ebenfalls eingefunden. Doch, ja, so ein Unwetter ist schon etwas Tolles. Aber was soll ich sagen, es passt einfach alles zusammen. 

Vor ein paar Wochen gab es hier schonmal ordentlich Regen und Hagel, die Halle blieb aber trocken. Dieses Mal leider nicht. Ich entsorge die nächsten Tage mal diverse Kartons, die ich eigentlich für das Auktionshaus vorgesehen hatte. Meine Hallenbauplatten stehen ebenfalls in einer großen und tiefen Pfütze. Naja, ich brauche die ja eh nicht mehr.

In der letzten Zeit ist hier einiges zu Bruch gegangen (also nicht zum Getränkeladen, klar 😉 ), hat mich auch echt Nerven gekostet. Vor allem wenn es Sachen sind, die zum Leben zwar nett, aber eigentlich nicht nötig sind, überlege ich dann „ja brauche ich das wirklich?“. Was braucht man? Diese Frage wird jeder Einzelne völlig anders beantworten und da ich viel Spielzeug habe und auch haben möchte, läuft das bei mir meistens auf eine Neu- oder Wiederanschaffung hinaus. Ist ja meistens nicht teuer – oder? Es summiert sich halt, wenn alles nacheinander systematisch verreckt…

Mal einen kleinen Überblick über die letzten Wochen?

  • Laptop gekillt, nachdem ich ihn gerade frisch aufgerüstet und Windows (und Programme) nahezu komplett wieder installiert hatte. Eine kleine Unachtsamkeit und schon hatte ich 12V in den USB Eingang (5V) gejagt. Tot. Im 2. Reparaturanlauf einen baugleichen Laptop ersteigert und alles rüber gebaut, zum Glück waren SSD, Festplatte und Arbeitsspeicher heile geblieben. Das externe DVD Laufwerk saß zu nah an den 12V und kann gerade mal noch die Schublade öffnen – immerhin.
  • Beide Androiden (Smartphone und Tablet) spinnen herum, sind zwischendrin kaum ansprechbar, regieren nicht sofort oder frieren komplett ein. Als Ersatz für den Laptop kommen beide nicht in Frage, weil es zwar unzählige Apps für diverse Aufgaben gibt, diese aber einfach nicht so funktionieren, wie sie sollen. Zudem werden diese Krücken mit zunehmender Zahl der installierten Programme immer lahmer. Das Telefon liegt seit einigen Tagen ungenutzt im Schrank, das Tablet hätte ich vor ein paar Minuten beinahe zertrampelt, weil es auf wirklich garnichts mehr reagiert hat, auch auf den Einschaltknopf nicht. (Ein Blindreset brachte Besserung und das Gerät startete wieder neu, fror aber nach einigen Malen Haken wieder ein, echt toll!)
  • Neue Kamera angeschafft, die Videos, Fotos, Zeitraffer und Zeitlupenaufnahmen machen kann. Keine große Sache, Chinakram, 80 Euro, echt toll für den Preis. Nach 3 Wochen (war es überhaupt so lange?) flog eine Schweißperle auf die Linse und beschädigte sie (logisch, Glas und Schweißen, das geht immer ungünstig für das Glas aus). Jetzt produziert diese kleine Macke in der Linse zusätzlich zum blinden Fleck je nach Lichteinfallwinkel und -intensität so viel Streulicht quer durchs Bild, dass man die Aufnahmen schlichtweg vergessen kann. Okay, 80 Euro versenkt, kein Ersatz.
  • Mein Fahrrad aus der Halle gekramt, Sommerzeit ist Fahrradzeit, nä. Ich wollte zum Fahrradladen fahren, weil ich ein paar Kleinigkeiten für die Räder von Freunden holen wollte. Kurz vor dem Losfahren fiel mein Blick auf den unteren Teil der Federgabel. Geplatzt. Hat wohl Wasser drin gestanden und im Winter fror das ein, Gabel Schrott. Gut dass ich gerade zum Fahrradhändler wollte…
  • Happy machte am Wochenende den Eindruck, als wollte er sich aus diesem Leben verabschieden. Er war ziemlich apathisch, hechelte viel (auch wenn es Abends kühler wurde) und war irgendwie aufgebläht und steif. Also heute erstmal Tierarzt. Gedämpfter Herzschlag, wohl durch die Hitze. Wassereinlagerungen vermutlich und irgendwelche Schmerzen wahrscheinlich. Schmerzstillende Spritze und ne Stunde später pennte er tiefenentspannt. Klar, er muss ja die Rechnungen nicht bezahlen. Die gute Seite: Vorerst keine Neuanschaffung erforderlich. (Ja, ist Galgenhumor, ohne den könnte ich das nicht. Wobei mich das WE echt Kraft und Nerven gekostet hat und mir nicht nach Witzen zumute war…)

Das ist sicher nicht alles gewesen, zu meinem fest einprogrammierten Selbstschutz gehört zum Glück auch, dass ich mich nicht an alles erinnere… 😉

Was hatten wir bisher?

Laptop. Braucht man den? Zum Nutzen des Schneideplotters schon, der läuft definitiv nur auf Windosen. Fragt sich, ob man den Schneideplotter braucht. Filme schneiden kann man mit dem Laptop auch noch, aber wenn erstmal die ganzen Kameras weg sind,… Für etwas Internet Surfen reicht der Raspberry auch locker aus, da braucht man sicher keinen teuren, großen und stromfressenden Computer.

Tablet. Erledigt sich wohl gerade von selber. Da es sich nicht rooten lässt, ist es auf sein Android festgelegt – und damit funktioniert es wie ein Sack voll Schrauben. Edelschrott…

Smartphone. Tolle Sache, wenn ich an die ganzen geilen Funktionen denke, die man „out of the Hosentasche“ schnell mal nutzen kann. Wenn ich aber gegenrechne, wie oft mich das Teil ablenkt, weil irgendeine App meint, mich gaaanz wichtig „mal kurz“ von der Arbeit weg holen zu müssen. Und natürlich braucht man auch eine SIM-Karte mit Daten, weil man das Ding ja auch unterwegs nutzen möchte. Und weil Datenvolumen bei uns ja so super günstig ist, macht dieses tolle Gerät dauernd Updates, für manche Apps alle 3 Tage. Und natürlich müllt es sich selber zu, noch schlimmer als die oft verspotteten Windosen. Momentan nutze ich ein Mobiltelefon, das kaum mehr Funktionen hat als das gute alte W48 der Deutschen Bundespost – und es ist (außer beim SMS tippen) echt entspannend.

Kamera. Praktische Sache für 10001 Gelegenheiten, je nach Größe kann man sie auch gleich zur Selbstverteidigung nutzen. Ohne Computer bleibt eh kaum was anderes übrig, außer wenn man auf Papierfotos steht, dann macht man von digitalen Fotos analoge Abzüge. Oder alte Schule, analoge Kamera. Nice to have, aber brauchen…?

Fahrrad. Fahrrad muss, Punkt. Im Vergleich zu Schusters Rappen ist ein Fahrrad sowas wie 7-Meilen-Stiefel und bedeutet schon echte Mobilität.

Hund. Oh je, brisanter Punkt. Toll Happy zu haben, wenn es ihm gut geht. Geht es ihm nicht gut, sorge ich mich. Wenn er leidet, leide ich mit. Und am Ende kostet er noch einen Haufen Geld. Ich sollte mir eine Neuanschaffung reiflich überlegen und das werde ich auch. Momentan stehen alle Argumente dagegen, auch wenn mir wirklich etwas fehlen wird.

Mir gehen so viele Dinge, die ich eigentlich mag, auf den Keks. Und dauernd denke ich „was wäre, wenn es ersatzlos weg wäre?“. Stefan Hack könnte ich fragen, wie sich der Verzicht auf Vieles anfühlt. Also ich könnte ihn fragen, wenn er nicht auf sich selber verzichten würde. Wäre aber sicher interessant zu wissen. Verzichten auf Vlogs, Blogs, Foren und facebookähnliche Zeitfresser, verzichten auf die tägliche Dosis exhibitionistische Digitalmasturbation…

Was machte ich vor Computer, vor Internet? Mehr telefonieren und doch weniger Optionen zur Auswahl haben, schon klar. Und die Zeit? Hatte ich wirklich mehr davon? Oder verbrachte ich sie einfach nur vor anderen mehr oder weniger sinnfreien Unterhaltungsmedien mit und ohne Bildungsauftrag?

 

6 Gedanken zu „Land unter“

  1. Gut geschrieben!
    Unseren letzten Hund haben wir nach 17 Jahren vor 4 Wochen gehen lassen. Das war schon heftig und wir vermissen ihn wie sau. Jetzt können wir aber den ganzen Tag machen was wir wollen, denken nicht mehr, wir müssen zurück, der Hund ist seit 3-4 Stunden alleine. Wir können den ganzen Tag völlig frei herumstromern, tja da haben wir beschlossen wir lassen das mit den Wuffis in Zukunft, aus fertig.
    Mit den Dingen die man immer so haben will ist es schon verflucht tückisch. Ich will ein neues Surfbrett, ein geileres Auto (z.Z. Wohnwagen!!), ein Schweissgerät etc. etc. Leider führt das dazu dass ich wieder arbeiten müsste weil ich dann nicht auskomme. Ich hab dann für mich entschieden das Verzicht mein neues Hobby ist, bringt auch spass.. wielange weiss ich aber auch nicht.
    Ja den Hernn Haack, der sogar auch sich selbst verzichtet, lol. Was der wohl so treibt? Auf jeden Fall macht er es spannend.

    1. Moin Martin!
      Mein Beileid, ich weiß dass ein Hund auch Familienmitglied ist…! Aber genau so sehe ich das im Moment eben auch. Ich möchte so viele Dinge mal machen, die mit Hund einfach nicht gehen…
      Wahrscheinlich kann man auf den ganzen Kram relativ einfach verzichten, wenn man das künstlich erzeugte Bedürfnis wieder aus dem Kopf bekommt. Werbung bringt uns bei, dass wir Dinge brauchen, die wir nicht brauchen. Bedürfnisse wecken eben. Und das machen die gut. Mich faszinieren die Menschen, die mit so wenig auskommen, dass ihnen ein kleiner Rucksack ausreicht. Und ich meine dabei die, die echt glücklich mit dieser selbstgewählten Lebensweise sind, nicht die, die sich damit abgefunden haben, weil sie es mussten. Logischerweise tummeln die sich nicht im Internet… 😉

  2. Nase hoch!
    Man kann es auch positiv sehen: so eine Wasserspülung hat auch eine reinigende Wirkung, hinterher kommt einem die Welt viel heller vor.
    Ich freue mich, dass Du nach so langer Pause mal wieder in die Tasten greifst und von Dir hören lässt.
    Was mich neben den beschriebenen Katastrophen noch interessieren tät: wie geht es Deinem Fuhrpark? Hat der Düdo einen neuen Besitzer gefunden und tut sich was beim Wohnlaster?
    Sorry, just curious!
    Gruß, Mobilix

    1. Hi Mobilix!
      Derzeit schreibe ich eher mal in der Undersweld, die Buspennerei macht ja Pause… 😉
      Mein Fuhrpark, oh je. Der Düdo ist verkauft, fährt jetzt als LIAM am Bodensee herum, wird wohl wieder bewohnt. Der Corsa zickt herum, ruckelt immer mehr und auch das ABS hat unerwünschte Sonderfunktionen. Am Fahrrad ist die Gabel durch Frost geplatzt, das schrieb ich ja. Das Motorrad steht in der Ecke und interessiert mich bei Weitem nicht so wie anfänglich gedacht, wird demnächst nochmal zum Verkauf angeboten. Der 814 steht seit Kurzem in der Halle und bekommt ein paar Winzigkeiten repariert, wartet drauf dass Düdo Bertha endlich wieder geht. Interessanterweise habe ich noch von keinem der angeschriebenen Stahlhändler ein Angebot für das Material für den Grundrahmen des Koffers bekommen. Im Osten ging das wesentlich einfacher, hier sind die offensichtlich alle vollgefressen…
      Du siehst also, alles klemmt und hakt, wie es sein muss. 😉

  3. Da fällt mir zu der Uhrzeit grad Alexander Supertramp ein, alles verschenkt und mit einem Sack Reis durch die Wüste……

    1. Gerade in Alaska haben die wohl öfters das Problem mit der unvorbereiteten Sorte von Aussteigern/Abenteurern. Mein Problem wird wohl eher ein übergewichtiger Wagen sein, also das absolute Gegenteil… 😀

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