Ich bin am Tag nach meiner Frustattacke etwas spazieren gefahren und entdeckte dann eine alte Windmühle neben der Landstraße, die Bockwindmühle in Klettbach. Ausgeschildert war sie an der Hauptstraße als Sehenswürdigkeit. Ich fuhr in das kleine Gewerbegebiet, in das der Wegweiser zeigte. Die Straße machte einen Linksknick und ein geschotterter Weg führte geradeaus weiter, wo man auch die Windmühle sehen konnte. Da keine Schilder die Durchfahrt verboten und davor auch keine Parkmöglichkeit war, fuhr ich da hoch.
Am eingezäunten aber zugänglichen Gelände stand ein Schild, dass das Grundstück der Gemeinde Klettbach gehöre und das Betreten auf eigene Gefahr erfolge. Also betrat ich das Grundstück auf eigene Gefahr und schaute mir die Mühle und die herumstehenden alten Maschinen und Geräte an. Leider war es schon etwas dämmrig und regnete auch leicht, sodass ich beschloss, mir die Mühle am nächsten Tag in Ruhe anzusehen.
Beim direkt folgenden Gassi ging ich am Nachbargrundstück vorbei, auf dem ein Gehöft stand. Hinter dem Grundstück ein Schild einer Zimmerei, das das Betreten und Befahren des Privatgrundstücks nur Kunden gestattet. Also da nicht rein. Ich ging stattdessen noch ein Stück geradeaus, aber der Weg -übrigens die einzige offizielle Straße zum Nachbargrundstück- ging schnurstracks zur Landstraße. Da wollte ich nicht hin. Für große Runden war es eh schon zu dunkel. Also wieder zurück zum Wagen.
Kaum war ich eingestiegen, rief draußen jemand. Ich stieg wieder aus und begrüßte den großen kräftigen Mann freundlich. Er meinte, dass ich hier nicht übernachten könne, weil da landwirtschaftlicher Verkehr durchfahren würde. (Anfang Februar und mit Gerätschaften, die auf den neben meinem Wagen verbliebenen 5m nicht genug Platz haben?) Auf meine Erklärung, dass ich mir die Bockwindmühle gerne bei Tageslicht ansehen würde, meinte er, ich könne mich unten im Gewerbegebiet hinstellen. Ja, kein Problem.
Ich ging wieder rein um etwas zu futtern, suchte mir dabei verschiedene Informationen über die Klettbacher Windmühle im Internet heraus und war eigentlich tiefenentspannt. Da rief wieder jemand draußen. Der vorher freundliche Mann hatte jetzt, 10 Minuten nach seinem ersten Besuch, die Stimmlage seiner optischen Erscheinung. Er maulte mich laut an, dass wir doch abgemacht hätten, dass ich wegfahren würde. Ich sagte ihm, dass wir abgemacht hatten, dass ich hier nicht übernachtete, ich gerade etwas äße und nicht schliefe. Landwirtschaftlicher Verkehr hätte auch noch nicht durch gewollt. Das wäre ein Privatweg und ich dürfte da garnicht hoch fahren. (Aha, deswegen auch der Wegweiser an der Landstraße und nicht auf dem Wanderweg…) Ich sagte ihm, dass kein Schild die Zufahrt verbieten würde. Er könne nicht überall Schilder hinstellen und diese Straße wäre nicht mal in meinem Navigationsgerät zu finden. (Klar, wenn es nicht sein Grundstück ist, kann er sowieso keine Schilder da hin stellen, auch wenn er wohl gerne würde. Interessant auch, dass mein Navi jetzt maßgebend ist, wo man fahren darf und wo nicht. Viele gesperrte Waldwege zeigt mein Navi als Straßen an. Dass mein Navi nicht noch eine quer durch Deutschland verlaufende Staatsgrenze eingezeichnet hat, ist schon echt beachtlich. Manche Straßen in meinem Navi existieren schon ewig nicht mehr, dafür kennt es reichlich neue noch nicht…) Ich meinte, dass ich nachher wegfahren würde, aber eben nicht jetzt. Er riefe die Polizei. Ich bat darum und schob die Tür zu. Er knodderte noch etwas Unverständliches und stieg wieder in sein Auto.
Meine gebesserte Laune war schlagartig wieder im Eimer. Eigentlich wollte ich etwas Schönes erleben und nicht die schlechte Stimmung von der Halle noch verschlechtert haben. Ich surfte noch etwas im Netz der Netze, Polizei kam derweil keine. Später fuhr ich wieder zur Halle zurück, da wird man wenigstens nicht erst mit Sehenswürdigkeiten angelockt, um dann angemeckert und vertrieben zu werden. Nein, da steht ein Schild an der Zufahrt, das das Betreten und Befahren klipp und klar verbietet.
Was soll ich sagen, die Gegend hier ist äußerst interessant. Man kennt jemanden, der jemanden kennt, der jemanden kennt. Mein Besucher ist jedenfalls weit über die Gemeinde Klettbach hinaus berühmt-berüchtigt. Man kennt ihn so, wie ich ihn erleben durfte – wohlgemerkt so, wie er beim zweiten Mal bei mir aufschlug. Die Bockwindmühle stand wohl mal auf dem Nachbargrundstück der Zimmerei, was viele Menschen dazu bewegte, deren Grundstück unberechtigt zu betreten. Ärgerlich, klar. Der Mühlenverein Klettbach e.V. versetzte die Mühle ab 2005 um etwa 120m auf das extra dafür erworbene Grundstück.
Wem Zimmermänner und Kaufmänner nur ein Axelzucken wert sind, der kann sich auf den wesentlich freundlicheren und einladenderen Homepages des Mühlenverein Klettbach MVK e.V. und der Gemeinde Klettbach Appetit holen. Laut Wikipedia ist die Klettbacher Mühle die höchstgelegene Bockwindmühle Deutschlands, eine besondere Sehenswürdigkeit und Wahrzeichen der Gemeinde Klettbach. Ich finde die Mühle auch toll, über den selbsternannten „Wächter“ kann man sich hingegen streiten.
Mist, da fehlt bei Jena ein Stück A4 in meinem Navi, also darf man da garnicht fahren. Was hatten dort die ganzen Autos zu suchen??? 😉