Dreiradgassi

Heute war das Wetter sehr brauchbar, am Nachmittag kam sogar die Sonne für ein paar Stunden raus. Ich wollte mich nicht schon wieder ärgern, das Wetter im Steinhaus sitzend verstreichen lassen zu haben. Also gut, Jacke drüber, Hund behalsbanden und los geht’s!

Zuerst war ich ja noch etwas skeptisch, ob das mit Happy und dem neuen, völlig anders konstruierten Dreirad gut gehen würde. Aber mein Hund ist sehr viel adaptionsfähiger als ich ihm das manchmal zugestehe. Ich band mir, wie mit dem alten Dreirad auch, die Leine um den Bauch und am anderen Ende kam Happy dran. Schon beim Durchfahren des schmalen Türchens der Einfahrt merkte ich deutlich den Vorteil der Tadpole-Bauweise (zwei Räder vorne, eins hinten), denn als die Vorderräder erst mal durch waren, war das Rad ja wieder schmal wie ein Fahrrad und Happy hatte rechts neben mir noch bequem Platz, ohne dass ihn das Hinterrad zu überfahren drohte. Beim Roll-Tech Cochem (Delta-Bauweise, also ein Vorderrad und zwei Hinterräder) musste ich ihn bei sowas immer „vorschicken“.

Auch die Meldorfer Serpentinen der Unterführung stellten kein Problem dar, auf einer der Geraden kam uns ein normales Fahrrad entgegen. Ich hätte es ja nicht gedacht, aber wir kamen trotz des breiten Dreirades mit zusätzlicher hundischer Verbreiterung sehr gut aneinander vorbei. Ich steuerte direkt auf die Felder zu, an deren Rand fuhren wir noch bis an den nördöstlichsten Zipfel Meldorfs, ab da durfte Happy frei rennen. Wir trafen eine etwa 60 jährige Frau mit ihrem Hund. So kamen wir kurz ins Gespräch und irgendwann kam dann die Frage aller Fragen: „Sie sind aber nicht behindert, oder?“ Hahaha, wie geil ist das denn!? Ich hatte das ja auch schon in einem anderen Blog gelesen, dass die anderen einen Dreiradfahrer gleich auf die Versehrtenschiene schieben. Dass ich mit den Beinen trete und mit den Armen lenke, sollte doch zumindest meine mechanische Funktionsfähigkeit wiederspiegeln. Okay, Gleichgewichtsstörungen kämen natürlich in Frage. Witzig, war mir das mit dem früheren Dreirad auch schon mal passiert?

Wir fuhren weiter, dann rechts ab. Hier endete der breite geteerte Weg und es folgte eine zweistreifig mit Betonplatten befestigte Strecke, also mit einem Grasstreifen in der Mitte. Die Betonpletten waren gerade mal 5 cm breiter als die Spur meines Fahrrads. An vielen Stellen war der Grasrand schon auf sie gewuchert und überhaupt war es sehr anstrengend, die Spur so genau halten zu müssen. So fuhr ich die meiste Zeit mit einem der Vorderräder auf dem Gras, diverse Pfützen durchquerte ich auf diese Weise. Aber egal, diesen Nachteil dreispuriger Fahrzeuge kannte ich ja schon.

Ich erreichte nach einer Weile ein Gehöft, ab wo es Richtung Meldorf zurück scheinbar nur noch über Landstraße gegangen wäre. Also kehrt. Auf dem Rückweg fuhr ich nicht ganz den gleichen Weg, ich sparte mir den Schlenker über das nordöstliche Eck und fuhr statt links geradeaus. An einem winzigen See machten wir kurz halt und ich stieg vom Fahrrad. Happy wollte aber nicht zum Wasser (was ist denn mit DEM los???), sondern nach Hause. Nach diesem kurzen Stop auf Wiesengrund rutschte mir der linke Fuß zweimal von der Pedale. Krass, die ganze Zeit war alles völlig entspannt gewesen. Kaum ist der Schuh minimal nass, hält er irgendwie nicht mehr an der fast senkrecht stehenden Pedale. Hmmm… (Um es mal mit Brunos Worten zu sagen… 😉 ) Meine Pedale sind einseitig normale Krallenpedale wie beim Mountainbike, die andere Seite ist für Klickplatten vorgesehen. Aber will ich wirklich Schuhe mit Klickplatten? Garantiert nicht…

Insgesamt war diese kleine Tour etwa 7 km lang gewesen. Ich hätte ja kräftetechnisch noch weiter fahren können, aber die Füße und der Hintern waren eisekalt. Sowas! Im Sommer mag der gut belüftete Sitz ja vorteilhaft sein, aber bei den momentanen Temperaturen nach Sonnenuntergang sollte man vielleicht besser mehr als nur eine Jogginghose anhaben. Den Lenker muss ich etwas weiter nach hinten drehen, das Tretlager ist leicht nach rechts geneigt und muss ebenfalls nochmal nachjustiert werden. Ansonsten ist alles super. Ein paar Schönheitsfehler noch, wie den fehlenden Tacho nachrüsten oder die aufputz verlegten Kabel der Beleuchtung in den Rahmen verschwinden lassen.

Für das Cochem finden sich nach und nach immer mehr Interessenten ein, also steht morgen eine Inspektion auf dem Plan. Auch die Feststellbremse muss ich reparieren, sonst habe ich kein gutes Gefühl bei einem Verkauf. Einer möchte für eine Probefahrt vorbeikommen, bin mal gespannt ob ich das Ding wieder unter das Volk bekomme. Also ich bekomme es schon weg, da bin ich zuversichtlich. Nur Zeitpunkt und Modalitäten stehen in den Sternen… 😉

Happy meldete später draußen im Wagen nochmaligen Hunger an, woraufhin ich ihm ein Stück Rinderkopfhaut gab. Normalerweise verputzt er das innerhalb weniger Minuten und Reste macht er niemals. Jetzt kaute er ein Minuten relativ unmotiviert auf dem Teil herum und verkroch sich dann unverrichteter Dinge in seiner Höhle. Ist da etwa jemand müde??? 😀

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