Die Nacht an der Bundesstraße bei Meineweh war relativ laut, aber ich bin ja nicht lärmempfindlich. Leider bin ich koffeinempfindlich und hatte Abends vor lauter Durst etwa 1 Liter Eistee getrunken. Gegen 2:30 Uhr ging ich ins Bett, gegen 5:30 beschloss ich dann, wieder aufzustehen, wenn ich eh nicht einschlafen konnte. Ich nutzte die Zeit, um mich über Begriffe wie „Person des öffentlichen Lebens“, „Öffentlichkeit“, „Privatsphäre“, „Intimsphäre“ und auch allgemein über Unterlassungsklagen einzulesen. Eine DIN A4 Seite voll Infos notierte ich mir, dann versuchte ich es nochmals in der Horizontalen, es war inzwischen 7 Uhr.
Um 11:30 Uhr war die Nacht schon wieder vorbei, mein Herz pumpte immer noch ziemlich heftig. Damit es damit nicht aufhörte, trank ich erst mal einen Espresso-Milchmix. Ich muss ja nur für eine regelmäßige Koffeinzufuhr sorgen, dann ist das alles halb so wild und ich kann nachts sogar schlafen. 😉
Ich war am Vorabend schon mal durch Meineweh geschlendert. Eigentlich nichts Besonderes zu entdecken – oder ich habe es nur nicht entdeckt. Einzig ein paar riesige Gebäude, die winkelig zueinander angeordnet waren, fielen mir auf. Ich dachte noch, dass das auch mal ein Rittergut gewesen sein könnte. Nach dem Aufstehen ging ich nochmal dort hin und traf tatsächlich jemanden, der mir ein paar Infos geben konnte. Aber erst wollte er wissen, ob ich neuer Meineweher wäre. Nein, Durchreise. Ah, das rote Auto vor dem Ort? Jo. Also, das war ein Vieseitenhof gewesen, riesig groß und für damalige Verhältnisse topmodern. Es gab technische Finessen wie z.B. eine automatische Wasserversorgung für das Vieh. Klar, heute lacht man da, aber dauernd irgendwelche Tränken zu füllen, war natürlich auch Arbeit. Jedenfalls gab es während des Krieges ein Missgeschick mit Leuchtspurmunition und die gigantisch große Scheune brannte komplett ab.
Auch über das Rittergut in Thierbach unterhielten wir uns. Mir war ja schon aufgefallen, dass das nicht gerade im besten Zustand ist. Es war wohl sogar mal zu verschenken oder extrem billig zu kaufen, aber selbst besser betuchte Interessenten lehnten dankend ab. Als ich den Bauschaum zwischen den Ziegeln und durch die Dachluke gesehen hatte, dachte ich ja auch, dass da wohl einiges ordentlich verpfuscht wurde. Ich würde es auch nicht haben wollen, schließlich passt nicht mal ein LKW rein…
Frisch informiert fuhr ich weiter nach Naumburg (Saale). Die Stellplatz-App hatte mir zwei mögliche Plätze genannt, wo ich Wasser tanken, entsorgen und die Akkus laden könnte. Ich entschied mich für den in der Stadt. Ein riesiger Parkplatz, am Rand für Wohnmobile ausgeschildert. Steckdosen waren da, aber Schilder an den Automaten verrieten mir, dass weder Ver- noch Entsorgung möglich seinen. Aber reichlich Parkgebühren wollte man haben. Aha. Für was jetzt gleich?
Also fuhr ich weiter zum Wohnmobilhändler um die Ecke, wo der zweite Stellplatz sein sollte. Dort wusste man nichts von einem Stellplatz. Mit Strom, Wasser und Abwasser schon garnicht. Alles nur für den eigenen Betrieb. Da mein Wassertank ziemlich viel Luft enthielt, fragte ich, ob ich irgendwo Wasser ziehen könnte. Ich wurde nach hinten zur Werkstatt geschickt. „Wie viel denn?“ Mit 20 Litern wäre ich ja schon glücklich. Am wohl langsamsten Wasserhahn in der Werkstattküche durfte ich zweimal die Gießkanne füllen. In der Zeit habe ich normalerweise 100l getankt. Aber ich war ja froh, dass die Dürre im Tank ein Ende hatte. Kleines Trink(wasser)geld da gelassen und weiter. Nicht auf den Stellplatz, denn für 10 Euro plus Stromgeld kann ich die Hondasonne viele Stunden leuchten lassen.
Ich nannte dem Navi ein nicht allzu weites Ziel. Nach dem langsamsten Wasserhahn, lernte ich jetzt den langsamsten Bahnübergang kennen, nämlich in Kleinjena. Zudem machen die uralten Schranken seltsame Klirrgeräusche, die aus etwas Entfernung an das Einwerfen von Flaschen in einen Glascontainer erinnert. Als dann die Schranken eeendlich wieder offen waren und einige Zeit danach sogar das rote Licht wieder aus ging, fuhr die Kolonne weiter. Ich bog ab Richtung Grossjena. Oh, ein Parkplatz mitten auf dem Feld, wie schön. Das Navi war etwas irritiert, ließ sich aber mit einem kleinen Knopf schnell beruhigen. Motor aus, Feierabend.
Happy erkundete den Wiesenacker, über den wir spazieren gingen, enorm gründlich und mit viel Freude. Die Unstrut floss neben uns her und schien es etwa so gemütlich angehen lassen zu wollen wie wir. Und der Wasserhahn. Und der Bahnübergang. Recht so, wer will schon hetzen. Erst wollte ich noch den Generator anschmeißen, entschied mich aber dann doch dagegen. Warum eigentlich? Kurz vorher wollte ich noch dringend an eine Steckdose… Hätte ich mal besser, denn als ich nach ein paar Stunden Tablet, Handy und Licht ins Bett ging, ächzten die Akkus schon ganz schön unter der kurzzeitigen 8A Last der Dieselheizung. Tja, zu spät.
Aber ich wurde engegen meiner Erwartung nicht vom Batteriecomputer geweckt, der mir einen Unterspannungsalarm anzeigen wollte. Mit gemütlichen 13 Grad wachte ich heute auf. Dieselheizung aus, Gasheizung an. Nein, ich habe die Gasheizung immer noch nicht ausgetauscht. Ja, ich weiß dass die keinen Strom braucht und billiger heizt und so…! 😉
Wir gingen über die Brücke nach Grossjena, aber nicht in den Ort rein, sondern in die gleiche Richtung wie am Vorabend. Dank einiger Weinrebzeilen und Sandsteinmauern erinnerte mich das hier enorm an die Pfalz. Dann eine Straußwirtschaft. Ich wollte schon nachsehen, ob ich über Nacht wo anders hin gebeamt worden war. „Geöffnet von Tor offen bis Tor geschlossen.“ Puh, Glück gehabt, nicht in die Pfalz gebeamt, ich befinde mich noch in einer Gegend, wo man Humor hat. Aber Tor geschlossen, also keinen Frühschoppen. War wohl auch besser so, schließlich wollte ich ja noch etwas weiter fahren, auch wenn es nur 16km waren. Happy fand derweil Fallobst und machte sich gleich über ein paar Äpfel her.
Nach dem Gassi verbummelte ich noch etwas Zeit, bevor wir weiter fuhren. Ich nehme eins vorweg, wir hätten auch noch ein paar Tage stehen bleiben können…