Gewaltmarsch

Vorhin bin ich aufgebrochen auf eine „kleine“ Wanderung zur Stiefelburg. Ich hatte vor 2 Tagen einen Wegweiser dorthin gesehen und war neugierig geworden. Ich hatte gestern auch schon mal den Weg dorthin eingeschlagen, war dann aber wegen des matschig werdenden Weges umgekehrt. Gesehen hatte ich sie aber -vermeintlich- schon von Weitem.

Also heute noch ein Versuch – mit Schuhen, denen so schnell kein Weg etwas anhaben kann. Angeblich sollten es 5,5km sein. Ich hab jetzt nicht nachgemessen, aber gefühlt war das schon mehr. Aber irgendwann (ich hatte nicht mal die Uhrzeit des Aufbruchs nachgesehen…) nach einem langen Marsch erreichte ich die Stiefelburg, die sich sogleich als das Schloss Tonndorf herausstellte. Und geöffnet hat das Schloss an 2 Sonntagen im Monat, ansonsten ist das Betreten des Privatgrundstücks verboten. Na super! Bin ich froh, dass ich nicht umsonst da war…

Ein paar Meter weiter entdeckte ich wieder einen Wegweiser: „Stiefelburg 2km“.

Spätestens jetzt war klar, dass die Angabe mit den 5,5km höchstens in Luftlinie stimmen kann. Aber egal, jetzt war ich schon so weit gelatscht, dann schaffe ich die beiden restlichen Kilometer auch noch. Der Weg war eine geschotterte und völlig ausgewaschene Fahrspur, aber gut zu laufen war sie.

Sie führte immer weiter den Berg hoch, ich war schon völlig aus der Puste und patschnass geschwitzt. Aber irgendwann sah ich durch die Bäume Gebäude. Waren nur zu „farbig“ für eine Burg. Naja, vielleicht irgendwelche Gebäude, die an der Burg stehen. Aber es blieb bei diesen Gebäuden – keine Burg. Stattdessen entpuppte sich „die“ Stiefelburg als das Hotel Restaurant im „Ort“ Stiefelburg. Na super! Ich musste lachen, zwangsläufig.

Happy konnte es garnicht glauben, als ich nach ein paar Fotos von „meiner Burg“ wieder den Weg antrat, den wir doch gerade erst gekommen waren. Ich weiß nicht was er erwartet hatte, aber er stand vor der Tür zur Gaststätte und schaute mich an. Erst als er kapierte, dass ich den Aufbruch ernst meinte, kam er hinterher getippelt. Er blieb aber noch an der einen oder anderen Abzweigung stehen, wohl in der Hoffnung, dass es den ganzen Tag so weiter gehen könnte. Nee mein Freund, meine Füße wollen schon jetzt nicht mehr. Ich muss gestehen, dass mir mehrmals die Option „Taxi“ durch den Kopf schoss. Da bin ich aber dann doch zu geizig für. Außerdem wäre es schlecht für mein Ego gewesen, auf halber Strecke schlapp zu machen.

Ich sparte mir auf dem Heimweg die beiden Landstraßen, die ich für den Hinweg stellenweise genutzt hatte. Stattdessen nahm ich einen kleinen Umweg in Kauf und latschte sogar ein Stück an einem Ackerrand entlang, wo es gar keinen Weg gab. Ich war so froh, als ich endlich den letzten Weg erreichte, der direkt zu meinem Bus führte. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass wir locker über 4 Stunden unterwegs gewesen sein mussten. Als ich die Schuhe erst wieder ausgezogen hatte, ging es mir schon sehr viel besser. Ich trank erstmal 2 Fertigkabanen, dann ging es mir schon fast wieder gut. Jetzt noch die nassen Klamotten aus und in frische Oberbekleidung geschlüpft, war ich sehr zufrieden mit mir. Ich hatte wieder alle Türen aufgestellt um zu lüften, mir war es aber nicht kalt. Klar, ich war gut durchblutet und hatte die ganze Zeit unter 10°C gehabt, es war windig gewesen. Dagegen war es jetzt fast windstill…

Nach Kurzem knurrte Happy. Immer mehr – was ist denn da draußen, das er anbrummen muss? Ein Blick nach draußen, ah, die Frau mit dem Beagle. „Da gibt’s doch nichts zu knurren! Hopp, geh mal raus, geh mal gucken!“ Das ließ er sich nicht zweimal sagen, mein guter Happy. Ich unterhielt mich mit Petra und wir latschen derweil im Schneckentempo etwas um die Sophienheilstätte. Ich erwähnte, dass ich liebend gerne mal da rein gehen würde. „Mein Nachbar hat ’nen Schlüssel, sollen wir den mal fragen?“ Jaaaa! Aber der Nachbar war nicht besonders zugänglich und verneinte. Egal. Meine neue „alte“ Freundin ging mit mir noch eine Runde um die Klinik und -ganz beiläufig- machte sie mich auf lose Bretter bei den Kellerfenstern aufmerksam. Die Frau gefällt mir… 🙂 – Und meine Lebensweise gefiel ihr! Diesen Traum hatte sie auch mal gehabt, ihn aber schon fast vergessen.

Als der Beagle plötzlich losstürmte um ohne sie auf Erkundungstour zu gehen, trennten sich unsere Wege. Ich hatte keine Lust und auch die falschen Schuhe an, um mit ihr ihren Hund einfangen zu gehen. Ich holte mir stattdessen Werkzeug aus dem Kofferraum und kümmerte mich um meine Schlafhöhle mit dem Feuchtigkeitsproblem. Später kam sie mit ihrem eingefangenen Tier wieder bei mir vorbei, wir wechselten noch ein paar Worte, ehe sich unsere Wege für heute endgültig trennten…

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